ELGA-Anbindung in OÖ: Nur Bruchteil der Gesundheitsdienste integriert
Oö. Landesrechnungshof zeichnet kritisches Bild zur Digitalisierung im Gesundheitswesen
SPÖ-Gesundheitssprecher Binder
Der aktuelle Bericht des Oö. Landesrechnungshofs zur elektronischen Gesundheitsakte ELGA offenbart erhebliche Mängel bei der Digitalisierung im Gesundheitswesen. „Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Was ein großer Fortschritt werden und Abläufe in der Gesundheitsversorgung effizienter gestalten sollte, entpuppt sich in der Praxis als Flickwerk mit zusätzlicher Bürokratie”, so SPÖ-Gesundheitssprecher Peter Binder.
Von rund 3.000 Gesundheitsdiensteanbietern in Oberösterreich sind gerade einmal 93 an ELGA angebunden. „Viele davon sind Ärzt:innen im niedergelassenen Bereich, die nicht integriert sind. Rettungsdienste und Labore fehlen komplett”, stellt Binder fest. Auch eine OÖG-Krankenanstalt ist noch nicht vollständig angeschlossen! Gemeinde-Alten- und Pflegeheime sind ebenfalls noch nicht integriert. „Damit ist ELGA leider noch weit entfernt von einer funktionierenden digitalen Gesundheitsakte”, so der SPÖ-Gesundheitssprecher. Besonders problematisch ist laut Binder, dass die Geschäftsprozesse nicht angepasst wurden: „Pflegebegleitschreiben werden digital gespeichert, aber Krankenhäuser verlangen trotzdem Papierausdrucke. Rettungsdienste haben keinen ELGA-Zugang. In Pflegeheimen müssen alle 90 Tage e-Cards eingesammelt werden, um Medikamente zu verordnen. Das ist eine Zumutung für Personal und Patient:innen!”
Systemschwächen sammeln sich
In OÖ allein kommen sechs verschiedene ELGA-Bereiche zur Anwendung, was den Ausbau deutlich verkompliziert. Nur 46% der ärztlichen Entlassungsbriefe sind am Entlassungstag verfügbar, teilweise dauert es über vier Wochen. „Späte Verfügbarkeiten gefährden die Behandlungsqualität und können für Patient:innen gefährlich werden”, warnt Binder. Wie der Landesrechnungshof sieht auch Binder die Opt-out-Möglichkeit kritisch: Patient:innen können einzelne Dokumente unsichtbar machen, ohne dass behandelnde Ärzt:innen davon erfahren. Diese wissen daher nie, ob ein ELGA-Akt vollständig ist oder wichtige Informationen fehlen. Dies führt zu Misstrauen in das System.
Besonders problematisch: Es gibt keine belastbaren Daten zu möglichen Einsparungen durch vermiedene Doppeluntersuchungen. Obwohl dies ein Hauptargument für ELGA war, fehlt jede konkrete Erfolgsmessung. Der Landesrechnungshof fasst zur Faxablöse zusammen: „Digitalisierung, wie sie nicht gemacht werden sollte.” Trotz jahrelanger Kenntnis, darüber, dass es eine Alternative zum Fax braucht, gibt es keine einheitliche Lösung.
„Dieser Bericht reiht sich nahtlos in die Serie von Baustellen im Gesundheitsbereich. Die Menschen in Oberösterreich verdienen eine funktionierende Gesundheitsversorgung und damit auch funktionierende eHealth-Systeme”, schließt Binder. Die SPÖ begrüßt daher die vom Landesrechnungshof empfohlene Folgeprüfung.