Krankes Gesundheitswesen: nächstes Organversagen bei psychischer Gesundheit
Psychische Belastungen bei Jugendlichen enorm gestiegen – Entlastungsangebote sind aber Mangelware.
SPÖ-Binder
Der Unterausschuss Gesundheit, welcher heute zum zweiten Mal tagte, wurde insbesondere aufgrund eines NEOS-Antrags zur psychosozialen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen eingesetzt. Während in der ersten Sitzung der Landessanitätsdirektor die Versorgungslandschaft im Verantwortungsbereich des Landes sehr positiv darstellte und Mängel maximal bei Systempartnern, wie der Sozialversicherung, feststellte, zeichneten heute Experten aus der Praxis in ein völlig anderes Bild. Speziell für Kinder und Jugendliche gibt es dringenden Handlungsbedarf, um langwierige oder gar Dauerbehandlungen im Erwachsenenalter vorzubeugen. „Wartelisten und Abweisungen von ‚anscheinend weniger gefährdeten Jugendlichen‘ sind Alltag in der Kinder- und Jugendpsychiatrie am Neuromed-Campus. Verantwortlich für den steigenden Zulauf zu den Kliniken sind – neben den ursächlichen multiplen Krisen, die unsere Zeit prägen – fehlende Angebote im niedergelassenen Bereich und in der niederschwelligen Vorsorge. Ergänzend zum Ausbau der Schulsozialarbeit muss deshalb auch im Kindergartenbereich ein entsprechendes Angebot geschaffen werden“, fordert Landtagspräsident und SP-Gesundheitssprecher Peter Binder.
Auch Experte spricht sich für Kindergartensozialarbeit aus
Dass in anderen Bundesländern sehr wohl auch die Landesregierungen mehr Verantwortung übernehmen, etwa für bessere Rahmenbedingungen für Psychotherapeuten berichtete heute der Vizepräsident des Österreichischen Bundesverbandes für Psychotherapie, der Oberösterreicher Dr. Wolfgang Schimböck. Zudem gäbe es viele weitere Möglichkeiten, die helfen würden, psychosoziale Belastungsstörungen frühzeitig zu erkennen und mit gelinderen Mitteln Entlastungen herbeizuführen. Als Beispiele wurden etwa ein Ausbau der Schulsozialarbeit und die flächendeckende Einführung der Kindergartensozialarbeit genannt. Letztere bietet aktuell und auf eigene Kosten nur die Stadt Linz an. Wels finanziert demgegenüber eine eigene Beratungsstelle für Handy- und Internetsucht.
Viele Beratungsangebote fielen schwarzblauem Sozialabbau zum Opfer
Besonders schädlich für die aktuelle Situation ist die von der Landtagsmehrheit von ÖVP und FPÖ aufgezwungene, falsche Sparpolitik im Sozialressort. „Zahlreiche niederschwellige Beratungsangebote fielen dieser zum Opfer. Diese fehlen nun, weshalb die Hilfesuchenden nicht wissen, wohin sie sich wenden sollen und können. Sie werden deshalb länger als notwendig mit ihrer Krise allein gelassen, die sich dann auswächst und zu einer echten Dauerbelastung wird“, betont Binder und fordert ein Umdenken vom Sozial-, Gesundheits- und Finanzressort des Landes.