„Wohnungsbedarf in OÖ: 6 von 10 suchen in Linz“
Wohnungsbedarf in OÖ liegt bei 46.392 Wohnungen
Ganz Oberösterreich umfasst laut Statistik Austria (2017) 627.900 Haushalte. Ein relevanter Teil dieser Haushalte (46.392 bzw. 7,4%) ist derzeit auf Wohnungssuche wie eine aktuelle Anfragebeantwortung des Landes Oberösterreich im Auftrag des SPÖ-Landtagsklubs ergeben hat.
Die Ursachen für die Wohnungssuche können vielfältig sein:
- Die bisherige Wohnung ist zu klein, weil etwa die Familie gewachsen ist.
- Die bisherige Wohnung ist zu groß, weil z.B. die Kinder ausgezogen sind.
- Die bisherige Wohnung ist zu teuer, weil z.B. die Pension kleiner als der Arbeitslohn ist.
- Es wird eine zusätzliche Wohnung benötigt, weil z.B. ein erwachsenes Kind auszieht.
- Viele weitere Gründe möglich (z.B. Umzug wegen Jobwechsel, Scheidung, etc.)
Wo sucht Oberösterreich Wohnungen? In Linz!
Wie vom SPÖ-Klub angefragt, hat das Wohnbauressort des Landes Oberösterreich die Zahl der Wohnungssuchenden nach Gemeinden und Bezirken aufgegliedert. Dabei zeigt sich deutlich, dass insbesondere Linz-Stadt die klare Nummer 1 bei der Wohnungssuche ist.
Gewünschter Wohnbezirk | Anzahl der gesuchten Wohnungen | Prozentueller Anteil |
Linz-Stadt | 27.872 | 60,1% |
Braunau | 3.401 | 7,3% |
Linz-Land | 2.489 | 5,4% |
Wels-Stadt | 2.063 | 4,4% |
Vöcklabruck | 1.629 | 3,5% |
Gmunden | 1.309 | 2,8% |
Freistadt | 863 | 1,9% |
Perg | 839 | 1,8% |
Ried | 760 | 1,6% |
Urfahr | 726 | 1,6% |
Eferding | 708 | 1,5% |
Wels-Land | 611 | 1,3% |
Steyr-Stadt | 473 | 1,0% |
Steyr-Land | 406 | 0,9% |
Kirchdorf | 400 | 0,9% |
Grieskirchen | 360 | 0,8% |
Schärding | 308 | 0,7% |
Rohrbach | 231 | 0,5% |
Keine Angabe/Nicht OÖ | 945 | |
GESAMT | 46.392 |
Datenquelle: Anfragebeantwortung Wohnbauressort Land OÖ vom 19.03.2018,
Diese Wohnbaubedarfsstatistik umfasst sämtliche gemeldeten Wohnungsbedarfe, die bei den Gemeinden bzw. den gemeinnützigen Bauträgern bekannt sind. Sie sind um Doppelnennungen bereinigt – es handelt sich um den sogenannten „Nettobedarf“. Nicht berücksichtigt sind dabei jene Menschen, die Baugründe suchen, um etwa ein Einfamilienhaus zu errichten. Es geht dabei ausschließlich um Wohnungen.
Welche Wohnungsgrößen braucht Oberösterreich?
Zur optimalen Deckung des Wohnbaubedarfs ist es wichtig, dass die Wohnungen dort verfügbar sind, wo sie benötigt werden. Außerdem ist genauso bedeutend, dass die Wohnungen den erforderlichen Größen – und damit auch den finanziellen Vorstellungen – entsprechen. Deshalb hat der SPÖ-Klub auch ermitteln lassen, welche Wohnungsgrößen besonders nachgefragt sind. Dabei zeigt sich, dass kleine Wohnungen für 1-2-Personenhaushalte am begehrtesten sind. Die Tabelle zeigt die gesuchten Wohnungsgrößen (Nettobedarf wie oben) in Oberösterreich mit einer Sonderauswertung des „Linz-Bedarfs“.
Haushalts/Wohnungsgröße | ganz Oberösterreich | davon in Linz |
1 Person | 21.496 (=46,3%) | 13.071 |
2 Personen | 13.331 (=28,7%) | 7.820 |
3 Personen | 5.714 | 3.391 |
4 Personen | 3.682 | 2.268 |
5 u. mehr Personen | 2.169 | 1.323 |
GESAMT | 46.392 | 27.872 |
Datenquelle: Anfragebeantwortung Wohnbauressort Land OÖ vom 19.03.2018,
Drei von vier Wohnungssuchenden suchen demnach eine 1- oder 2-Personen-Wohnung – vornehmlich in Linz, das in allen Haushaltsgrößen-Kategorien einen Anteil von etwa 60% hält.
In welchem Alter sind Wohnungssuchende?
Ist Umzug und Wohnungssuche nur eine Herausforderung für Junge? Die Auswertung im Auftrag des SPÖ-Landtagsklubs zeigt, dass alle Altersgruppen auf Wohnungssuche sind – mit einer Zuspitzung im Alter von 25-49 Jahren. Gerade in diesem Segment hat Linz einen überproportionalen Anteil von 63-64%. Ein möglicher Grund dafür ist, dass in Linz berufstätige Menschen eine Wohnung im Nahbereich zu ihrer Arbeitsstelle suchen.
Alterskategorie | ganz Oberösterreich | davon in Linz |
18-24 Jahre | 5.865 | 3.217 |
25-34 Jahre | 13.655 | 8.633 |
35-49 Jahre | 13.982 | 8.937 |
50-64 Jahre | 8.609 | 5.032 |
ab 65 Jahre | 4.132 | 1.995 |
Datenquelle: Anfragebeantwortung Wohnbauressort Land OÖ vom 19.03.2018,
Hoher Bedarf erfordert mehr Wohnbau in Linz
499 geförderte Wohneinheiten von insgesamt 2.323 Miet- und Eigentumswohnungen (aus dem Bauprogramm der Landes 2017) wurden in Linz-Stadt errichtet. Das ist zwar der höchste Wert aller Bezirke (dahinter folgen Linz-Land mit 477 und Wels-Land mit 192 Wohneinheiten), aber dem hohen Bedarf in Linz-Stadt keineswegs entsprechend. Im Verhältnis zur Zahl der wohnungssuchenden Haushalte in Linz-Stadt (27.872) entspricht das gar nur einem Deckungsgrad von 1,8%. Sinkende Budgetzahlen für das Kapitel Wohnbau im Oö. Landesbudget (2018: 274 Mio. Euro = minus 9,5 Mio. Euro gegenüber 2017) geben jedoch wenig Hoffnung auf Entspannung am Linzer Wohnungsbedarf. Denn mit weniger Geld wird es schwierig, zusätzlich benötigte Mietwohnungen zu errichten.
Veränderung Wohnungsbedarf zum Vorjahr
Die Gemeindebilanz war im Vergleich zum Vorjahr auf Achterbahnfahrt. Einerseits sind die Zahlen gestiegen, andererseits scheinbar unerklärlich gefallen. Anbei einige Beispiele:
Gemeinde | Wohnbedarf 2016 | Wohnbedarf 2017 | Differenz |
Marchtrenk | 1.013 | 149 | -864 |
Hintergrund: Neben aktiver Bautätigkeit wurden alle Angemeldeten kontaktiert und so „Karteileichen“ aussortiert;
Gemeinde | Wohnbedarf 2016 | Wohnbedarf 2017 | Differenz |
Braunau a. I. | 2.463 | 2.640 | +177 |
Hintergrund: In mehreren Bezirken ist ein Trend Richtung größere Städte/Gemeinden zu erkennen.
Gemeinde | Wohnbedarf 2016 | Wohnbedarf 2017 | Differenz |
Wels-Stadt | 2.699 | 2.063 | -636 |
Hintergrund: Unklar, zumal Wels-Stadt laut Wohnbau-Bauprogramm 2017 „nur“ 75 Wohneinheiten erhalten hat.
Gemeinde | Wohnbedarf 2016 | Wohnbedarf 2017 | Differenz |
Linz-Stadt | 27.835 | 27.872 | +37 |
Hintergrund: Bedarf der dringlich Wohnungssuchenden ist sogar viel stärker gestiegen von 10.088 Haushalten im Jahr 2016 auf 10.764 im Jahr 2017 (= +676!)
Zu wenig Angebot öffnet Tür für Mietpreiswucher
Die Statistik Austria meldet zu Recht jeden Monat, dass die Mietpreisentwicklung die Inflation befeuert. Mehr als doppelt so hoch wie die allgemeine Inflation sind die Mieten in den vergangenen Jahren gestiegen. Das spüren die Wohnungssuchenden besonders intensiv. Denn während eines aufrechten Mietverhältnisses steigt die Miete im Regelfall „nur“ im Ausmaß der allgemeinen Inflation. Nach Ablauf eines befristeten Mietverhältnisses oder bei Neuvermietung finden die viel drastischeren Mietpreissteigerungen von +10% und mehr statt. „Am Wohnungsmarkt herrscht mittlerweile Wild-West-Mentalität. Der Schutz des Mietrechtsgesetzes greift in vielen Fällen nicht mehr. Deshalb werden Preise verlangt, die noch vor wenigen Jahren unvorstellbar waren. Für Wohnungssuchende mit begrenzten finanziellen Mitteln bleiben daher oft nur die Gemeinnützigen als leistbare Alternative. Deshalb braucht Linz zusätzlichen gemeinnützigen Wohnbau – das würde auch dämpfend auf die privaten Mieten wirken“ sind Wohnbausprecher Christian Makor und der Linzer Landtagsabgeordnete Peter Binder sicher.
SPÖ fordert mehr Wohnbau, um Bedarf zu decken
„Sinkende Zahlen im Wohnbaubudget des Landes sind angesichts stark steigender Mietpreise das falsche Signal“, stellt SPÖ-Klubvorsitzender Makor klar. „Das Land Oberösterreich muss endlich Verantwortung übernehmen und gegen die galoppierenden Mietpreise aktiv vorgehen“. Die SPÖ hat dazu eine Reihe politischer Initiativen eingebracht, beginnend mit einem Mietpreis-Monitoring, um zeitnah zu erkennen, wo die Probleme in Oberösterreich liegen. Diese gilt es mit geeigneten Mittel – wie zusätzlichem gemeinnützigen Mietwohnbau in Linz – zu bewältigen. Je nach Region unterschiedlich sind auch die Vielzahl der Ferienwohnungen und die Bodenspekulation mit Baugründen relevante Herausforderungen.
Zusätzliche Wohnbauprojekte hätte Oberösterreich mit der Wohnbauinvestitionsbank des Bundes realisieren können. Weil diese Maßnahme für 30.000 zusätzliche gemeinnützige Mietwohnungen von Bundeskanzler Kurz gestrichen wurde, muss Oberösterreich den eigenen Spielraum nutzen. Voraussetzung für eine aktivere Wohnbaupolitik des Landes ist jedoch, dass das Wohnbauressort nicht weiter ausgehungert, sondern wieder zu einer Fixgröße im Landesbudget aufgewertet wird. Damit stünden auch die notwendigen Mittel für eine Wohnbauoffensive zur Verfügung.
Privatwohnungen „zu teuer“ für Wohnbeihilfe
In Linz-Stadt ist nicht nur der Wohnungs-Bedarf am höchsten – auch die Mietzinse sind (je nach Kategorie gemeinsam mit Bez. Vöcklabruck) am höchsten. Es gibt laut dem Immobilienpreisspiegel 2017 der Wirtschaftskammer in Linz keine Wohnungen mehr am privaten Wohnungsmarkt, die den Anforderungen der Wohnbeihilfe des Landes Oberösterreich standhalten. Private Wohnungen in Linz sind schlichtweg zu teuer und deshalb nicht mehr wohnbeihilfenfähig.
Land gewährt Wohnbeihilfe nur bis € 7/m² Bruttomiete!
Liegt die Miete über € 7/m² ist eine Wohnung laut der Wohnbeihilfenverordnung des Landes Oberösterreich nicht wohnbeihilfenfähig. Der Immobilienpreisspiegel der Wirtschaftskammer zeigt jedoch recht deutlich, dass auch Wohnungen der günstigsten Kategorie (mittlerer Wohnwert) mit € 7,1 netto (+10% MwSt = 7,81 Euro brutto) die Obergrenze des Landes deutlich überschreiten.
„Leider sind die Preise seit dem Vorjahr weiter gestiegen, was die Situation für Wohnungssuchende in Linz noch schwieriger macht“, informiert SPÖ-Sozialsprecher Peter Binder, der auch Vorsitzender der Mietervereinigung Oberösterreich ist. Für Binder ist es eine Frage der Gerechtigkeit und des Anstands den Linzer Wohnungssuchenden die Tür zur Wohnbeihilfe wieder zu öffnen, indem Wohnbaureferent Haimbuchner die Wohnbeihilfen-Obergrenze endlich valorisiert.
Haimbuchners „Körberlgeld“ auf Kosten der Mieter/innen
SPÖ-Vorstöße zur Anpassung der Obergrenze hat dieser bislang stets blockiert. Die 7-Euro-Grenze gilt nunmehr seit knapp 10 Jahren und ist auch der Hauptgrund für die Jahr für Jahr sinkenden Wohnbeihilfen-Zahlungen des Landes – trotz (oder eigentlich aufgrund!) steigender Mieten. Zusätzliche Wohnbeihilfen-Einschnitte in den ersten Haimbuchner-Jahren haben die Situation weiter zugespitzt. Die folgende Tabelle macht das deutlich:
Jahr | Ausbezahlte Wohnbeihilfe des Landes | Differenz zu 2010 |
2010 | 85,1 Mio | |
2011 | 80,5 Mio | -4,6 Mio |
2012 | 73,9 Mio | -11,2 Mio |
2013 | 72,2 Mio | -12,9 Mio |
2014 | 67,4Mio | -17,7 Mio |
2015 | 66,1 Mio | -19 Mio |
2016 | 65,2 Mio | -19,9 Mio |
2017 | 62,7 Mio | -22,4 Mio |
Quellen: Rechnungsabschlüsse des Landes Oberösterreich der Jahre 2010-2016, PK LR Haimbuchner v. 9.3.18
SPÖ fordert Reparatur des kaputten Wohnbeihilfenmodells
Weil immer mehr Privatmieten die 7-Euro-Obergrenze für die Wohnbeihilfe des Landes Oberösterreich überschreiten, wird für diese Wohnungen keine Wohnbeihilfe ausbezahlt. Haimbuchner kürzt somit (Wohnbeihilfen-)Geld, wenn die Mieten teurer werden. Die Bedürftigkeit der Mieterinnen und Mieter spielt dabei keine Rolle! Am Beispiel Linz wird das besonders deutlich, weil die Privatmieten in allen Wohnungskategorien laut dem Immobilienpreisspiegel der Wirtschaftskammer Oberösterreich die € 7/m² brutto überschreiten. „Die Wohnbeihilfe ist durch die Untätigkeit von Haimbuchner entwertet worden. Ich fordere ihn daher auf, nicht länger zu blockieren und endlich mit der notwendigen Reparatur zu beginnen“, appelliert Sozialsprecher Peter Binder.